Weltausstellung  Paris 1937

Grand-Prix für "Ares und Demeter"

 

Ares und Demeter
34 x 24 mm
Lagenachat schwarz-weiß-schwarz
( Foto: A. R. Wild )

 

 
In den 30er Jahren wurde es immer schwieriger für A.R.Wild, etwas zu verkaufen. Ein Studienfreund, Mitglied der Reichskunstkammer, der von seiner Misere hörte, überredete ihn,  mit einigen seiner Werke an der Weltausstellung 1937 in Paris teilzunehmen. Er gewann eine Goldmedaille für seine Kameen "Siegerin" und "Märchenfigur", sowie für den Doppelkopf „ Ares und Demeter“ in der Klasse 55, Gruppe XI.
Diplom 1937
Das Diplom zur Goldmedaille, mit der August Wild für seine Gravuren auf der Weltausstellung von 1937 in Paris ausgezeichnet wurde.(Klassifikation: 114 Klassen und 14 Gruppen)


Goldmedaille, Weltausstellung Paris 1937, Bronze, vergoldet; D: 8,0 cm, Dicke: 0,6 cm.

Die Goldmedaille ist aus vergoldeter Bronze gefertigt, wie aus dem Stempel am Rand hervorgeht. Die Medaille zeigt auf der Vorderseite eine Frauengestalt mit flehend erhobenen Händen und hinter ihr auf Wolken vier Musen, darunter Terpsichore mit ihrer Leier. Die Umschrift lautet »Paris MCMXXXVII Exposition Internationale«  Auf der Rückseite ist ein Dreimaster abgebildet – das heraldische Symbol der Stadt Paris – und das Motto der Ausstellung »Arts et Techniques«. 




Zur Preisverleihung nach Paris fuhr A. R. Wild nicht. Auch eine Honorarprofessur lehnte er ab. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Der intelligente, sensible A. R. Wild  wird wohl gemerkt haben, mit wem er sich da eingelassen hatte, nämlich mit einer Reichskunstkammer, einer 1933 von Goebbels  geschaffen  Institution, die bestimmte, welche Kunst man dem deutschen Volke zumuten könne und was als entartete Kunst zu gelten habe.
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Dass  die Weltausstellung von den Nazis zur Propaganda für das Deutsche Reich genutzt wurde, war offensichtlich. Bis zum Ende des Jahres 1936 waren bereits über 200 Zeitungsartikel über die geplante Pariser Weltausstellung erschienen. Die architektonische Inszenierung des deutschen Beitrags in direkter Nachbarschaft zu dem ebenso bombastischen sowjetischen Pavillon widersprach dem Ziel der Ausstellungsorganisatoren, ein Zeichen für die friedliche Zusammenarbeit der Nationen zu setzen. 1937 begann  auch der nationalsozialistische Feldzug gegen die Moderne. In der Kunstgeschichte steht dieses Jahr für den Beginn eines Alptraums der Plünderung und Zerstörung.  Dem  Kunstinteressierten A. R. Wild kann auch dieses nicht entgangen sein.
 

Deutscher und sowjetischer Pavillon

 

Das Ausstellungsgelände mit Eifelturm. Links der deutsche, rechts der sowjetische Pavillon.

 

Albert Speer mit Hitler vor dem Turm-Modell des  "Deutschen Hauses" . 
Speer, dem der sowjetische Entwurf im Vorfeld bekannt geworden war, bezeichnete den Turm „als eine in schwere Pfeiler gegliederte kubische Masse" und als eine massive Machtdemonstration und notwendige Abwehrgeste gegenüber dem sowjetischen Pendant, dessen schreitende Figuren er als "sowjetischen Ansturm" auf Deutschland ansah.


Goldmedaillen wurden u. a. auch für ihr Design an Albert Speer und Boris Michailowitsch Iofan verliehen. Beide hatten die Pavillons ihrer jeweiligen Heimatländer entworfen.

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Ernst Falz
Ernst Falz schreibt über den von A. R. Wild errungenen „Grand Prix“ im Stadtanzeiger von 1937: „ ... Es wird ihm, wenn er es auch äußerlich nicht zeigt, eine große Genugtuung gewesen sein ...“   Meines Erachtens hat sich A. R. Wild, der nie über seinen „Grand Prix“ gesprochen hat und nicht zur Preisverleihung gefahren ist, nicht wirklich über den Preise gefreut, denn neben der Nazi-Problematik gab es noch ein Problem: neben den beiden Gravuren "Siegerin" und "Märchenfigur" wurde auch der technisch perfekte Doppelkopf für den „Grand-Prix“ ausgewählt. Hier hatte er unschöpferisch Elemente aus den Werken von William - und Charles Brown ausgewählt und zu einem neuen, formal-stilistisch nicht stimmigen Werk – die links und rechts unten von ihm eingefügten Lorbeerblätter stören das sonst harmonische Bild –   zusammenfügt.
 

 

Der Doppelkopf von A.R.Wild neben den Werken von William Brown (1748–1825) und Charls Brown

 

 

 

 


Diese Kamee wurde nach der Pariser Weltausstellung von der Gewerbehalle in Idar angekauft.
Heute befindet sich dieses außergewöhnliche Stück im Besitz des Deutschen Edelsteinmuseums in Idar-Oberstein.
Wo die beiden Gravuren "Siegerin" und "Märchenfigur"verblieben sind ist unbekannt.

 

Deutsches Edelsteinmuseum
Idar-Oberstein


 

 

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© gerhard schmidt